Informationen zu den geheimnisvollen Zahlen
Was das 1976 in Europa eingeführte Kürzel EAN – seit 2009 als GTIN bezeichnet – konkret bedeutet und was dahinter steckt, wissen vermutlich nur Eingeweihte. Dennoch kennen wir sie alle aus dem täglichen Leben, diese endlos langen Nummernfolgen. Sie sind auf Tausenden von Artikeln gleich unter dem Strichcode zu finden.
Die alte EAN steht für „European Article Number“ beziehungsweise „Europäische Artikel Nummer“, die neue GTIN ist die Abkürzung für „Global Trade Item Number“, also die „Globale Artikelidentnummer“, und der Strichcode darüber ist die durch Scannen maschinenlesbare Variante der jeweiligen Zahlungskombinationen.
Zeit spart Geld
Auf Verpackungen sind sie abgebildet, um zum einen die darin enthaltenen Artikel identifizieren zu können. Denn jede Nummernfolge wird weltweit nur einmal vergeben, so dass quasi jedes Produkt seinen eigenen „Daumenabdruck“ oder „Ausweis“ erhält. Zum anderen erleichtern sie jedwede Lagerhaltung kolossal, da die digitalen Möglichkeiten auch eine entsprechend automatische Erfassung und Datenverarbeitung von Warenein- und ausgängen beinhalten.
Fehler kosten Zeit und Geld
Damit das alles reibungslos funktioniert, ist es ungeheuer wichtig, dass die Codes auch zuverlässig wieder dekodiert werden können, also für die Scanner auch wirklich gut lesbar sind. Denn sind sie es nicht, kommt es zu Fehlermeldungen. In diesem Fall müssten die Zahlen dann manuell eingegeben werden – und das wiederum birgt neben dem einhergehenden Zeitverlust weiteres Fehlerpotential.
Einkäufer von EAN/GTIN sollten deshalb nicht an der falschen Stelle sparen, und die Codes etwa selbst drucken. Besser und sicherer ist es, die Umsetzung der praktischen Warenwirtschaftshelferlein den Profis, wie zum Beispiel Grafikern zu überlassen.
Geheimnisvolle Zahlen …
Um das Procedere in Gänze nachvollziehen zu können, gehen wir noch einmal zurück zu den Abbildungen: In Europa kennen wir vor allem die EAN-/GTIN-8 und die EAN-/ GTIN-13. Das bedeutet, dass die betreffenden Nummern standardmäßig entweder aus 8 oder 13 Stellen bestehen. Bei Letzterer weisen die ersten drei Zahlen das Land aus, in dem der Code eingekauft wurde. – Insofern: Achtung und Vorsicht! Denn auch wenn beispielsweise die Präfixe 400 bis 440 für Deutschland, 760 bis 769 für die Schweiz und Liechtenstein, und 900 bis 919 für Österreich angegeben sind, so sagen die Zahlen nicht unbedingt auch etwas über das tatsächliche Hersteller- oder Herkunftsland des Artikels aus.Die nächsten vier bis sechs Stellen sind für die Globale Lokationsnummer (GLN) beziehungsweise Global Location Number reserviert, welche die komplette Unternehmens- oder Betriebsbezeichnung samt die Anschrift identifiziert. Vor 2009 hieß dieser Teil Internationale Lokationsnummer beziehungsweise International Location Number (ILN). Damit sind wir bei insgesamt sieben bis neun Stellen angelangt, die zusammen die sogenannte Basisnummer ergeben. Auf die folgt eine Zahlenkombination, die der Hersteller selbst für seinen Artikel vergeben hat, und drei bis fünf Stellen betragen kann. Last but not least kommt noch eine Prüfziffer, die der Datensicherheit dient.
Mysteriöse Balken …
Der dazugehörige Strichcode setzt sich aus 113 Elementen zusammen. Diese Module sind mit exakt 0,33 Millimeter beziehungsweise 0.0130 Inches alle gleich breit. Diese umfassen auch die sogenannten „Ruhezonen“ vor der Startsequenz sowie nach den Strichen. Von links betragen sie 11 Modulbreiten, rechts 7. Bleiben also noch 95 Module für den eigentlichen Strichcode übrig. Dieser fängt immer mit einer 1-0-1-Sequenz an. In Farben umgesetzt lautet die Linienfolge links und rechts also „schwarz – weiß – schwarz“. In der Mitte haben wir 0-1-0-1-0, also „weiß – schwarz – weiß – schwarz – weiß“.
Bei der EAN-8 gibt es nur 81 Elemente, und die Ruhezonen, die auch „Hellfelder“ genannt werden, bestehen aus jeweils 7 Modulbreiten.In der Zusammensetzung ist die EAN-/GTIN-8 der EAN-/GTIN-13 ähnlich: Die ersten 2 bis 3 Stellen gelten dem Land, anschließend folgt aber dann gleich die 4 bis 5 Stellen lange Artikelnummer – das Unternehmen wird in diesem Fall also nicht kodiert –, und am Ende steht wieder die Prüfziffer.
Kurz und günstig
Zum Einsatz kommt die EAN-/GTIN-8 entweder als Kurzcode bei kleinen Produkten; und zwar wenn bei denen eine EAN-/GTIN-13 so lang wäre, dass sie auf der Vorderseite der Verpackung mehr als 25 Prozent des Platzes einnehmen würde. Oder wenn eine Firma möglichst wenig bis gar kein Geld für Codes ausgeben möchte. Denn alle EAN/GTIN, die mit einer „2“ beginnen, können innerhalb eines Konzerns lizenzfrei genutzt werden. Beliebte Beispiele für die EAN-8 liefert die Familie Albrecht: ALDI SÜD kodiert seine Produkte mit 221X-XXXX, NORD mit 290X-XXXX.
Allerdings sind solche EAN dann weltweit nicht mehr einzigartig. Weshalb eine solche Art der Nummernvergabe nicht angewendet werden sollte, wenn weitere Geschäftspartner involviert sind. Denn verwendet man da für einen Artikel keine eindeutige und/oder einmalige EAN/GTIN, ist die Chance einer Verwechslung sehr hoch. Bei den sogenannten Inhouse-EAN hingegen, die lediglich innerhalb eines Discount-Handels oder intern für die Hausmarken einer Ladenkette verwendet werden, wird der achtstellige Strichcode mit der Anfangsziffer 2 ja nur auf einem abgegrenzten Raum eingesetzt. Insofern besteht auch nur eine geringe Verwechslungsgefahr.
Zahlen für den Notfall
Diese sogenannten Klarschriftzeilen, in denen die 8 beziehungsweise 13 Ziffern zumeist in einer maschinenlesbaren Schrift, wie dem Font OCR-B aufgedruckt sind, erfüllen aber mehr den Notfall-Zweck. Falls nämlich der eigentliche Code in Form der Linienstruktur vom Scanner nicht erkannt wird, kann noch manuell eingegriffen werden, indem beispielsweise die Kassiererin die Zahl eintippt. Das jedoch sollte nur eine Ausnahme darstellen. Die Regel hingegen muss sein, dass der Barcodescanner die Striche über den Zahlen richtig erfasst. Kann er das zum Beispiel auf Grund einer mechanisch verursachten Beschädigung nicht, ist das eine Sache. Eine völlig andere aber, wenn etwa eine miese Druckqualität vorliegt oder sonst irgendwie schlampig oder laienhaft gearbeitet wurde.
Lass die Profis ran!
Profis hingegen wissen, dass die Codes gewissen Standards unterliegen. So weisen zum Beispiel EAN-/GTIN-13 die Größe 37,29 x 26,26 mm auf – und zwar inklusive der links 3,63 mm und rechts 2,31 mm breiten Ruhezonen. Die EAN-/GTIN-8 sind – samt der beiden Hellfelder an den Seiten von jeweils 2,31 mm – insgesamt 26,73 x 21,64 mm groß.
Selbstverständlich sind diese Größen bei Gestaltungswünschen variabel. Allerdings nur bis zu einem bestimmten Grad, weil sonst die Lesbarkeit nicht mehr garantiert werden kann. Wenn Standard 100 Prozent bedeutet, darf das Minimal-Format höchstens 80 Prozent davon betragen, und die Maximalausführung höchstens 200. Soll die Höhe der Codes reduziert werden, ist dies möglich – jedoch nicht mehr als um die Hälfte der Standard-Breite. Ein EAN-13 Code muss also mindestens 18,65 mm hoch sein.
Auch bei den Hellfeldern ist ein Toleranzbereich erlaubt. Seit dem Jahr 2010 beträgt dieser 0,8 Modulbreiten. Für EAN-/GTIN-8-Codes entspricht dies rund 11,5% der Ruhezone, bei EAN-/GTIN-13 ist links sogar eine ganze Modulbreite zulässig.
Wissen kann nie schaden …
Klare Definitionen finden sich auch in puncto Farbauswahl bezüglich der Striche und deren Hintergründe. Denn unter dem Aspekt, dass für die Dekodierung in der Regel rote Laser zum Einsatz kommen, dürfen die Balken des EAN/GTIN-Codes das zwischen 633 und 670 nm starke Licht nur wenig reflektieren. Dem gegenüber steht das Hintergrundmaterial sprich Papier oder sonstiger Zeichenträger, der das Licht sogar hinreichend reflektieren muss. Insofern sind die wichtigsten Regeln folgende: Als Hintergrund darf Weiß, Gelb, Rot und Magenta eingesetzt werden, aber niemals Cyan. Für die Balken hingegen gilt mindestens der Einsatz von Cyan, wenn nicht eh – wie noch immer in den meisten Fällen Schwarz verwendet wird. Aber auch Cyan, Blau, Grün und Braun sind möglich. Invers-Kombinationen sind nicht erlaubt, das heißt, Hintergrund- und Balkenfarben dürfen nicht umgekehrt oder ausgetauscht werden.
Leseschwäche bei Scannern
Was die Konzerne der Albrecht-Brüder mit ihren Wettbewerbern und/oder anderen namhaften Discountern, wie HOFER, PENNY, LIDL und TCHIBO verbindet, ist der hohe Anspruch auf die Code-Umsetzung. Denn nur eine optimale Erkennbarkeit für die Scanner spart Zeit – und damit Kapital. Ist dieser dafür entscheidende Parameter eingeschränkt oder fehlt er ganz, behindert dies die ansonsten automatisierten Prozesse. Wenn manuell eingegriffen werden muss, etwa durch Eintippen der Zahlen, weil der Strichcode vom Scanner nicht gelesen werden kann, verursacht das Mehrkosten. Unverzeihlich, weil unnötig. Dementsprechend streng sind die Anforderungen an die Code-Hersteller. Und so müssen die EAN/GTIN einer ganzen Liste an Kriterien standhalten, um die Quote an möglichen Lesefehlern weitestgehend zu minimieren. Hierfür werden spezielle Messgeräte eingesetzt, welche die Druckqualität beispielsweise in Sachen Kanten und Symbolkontrast prüfen, nach Defekten, wie Flecken oder Lücken fahnden, die Ruhezonen erfassen und die korrekten Vergrößerungs- oder Verkleinerungsfaktoren berechnen.
Wie in der Schule …
Bewertet werden die Ergebnisse mit einer Art Schulnoten-System wobei statt der Zahlen „1 bis 6“ die Buchstaben „A bis F“ für die Abstufungen von „Sehr gut“ bis „Ungenügend“ eingesetzt werden. ALDI ist übrigens eines der Unternehmen mit den höchsten Anforderungen: Hier muss in allen gemessenen Disziplinen mindestens ein „B“ herauskommen.
Klar – ein Scanner könnte auch noch einen EAN-/GTIN-Code der Qualität „E“, also Note „5“ für „Mangelhaft“ dekodieren können. Aber eben nur mit Ach und Krach und entsprechendem zeitlichen Mehraufwand. Ziel etwa an den Kassen sollte aber doch sein, dass die Codes auch dann optimal gelesen werden, wenn die Artikel schnell über den Barcodescanner gezogen werden, oder ein solcher schräg über einer Verpackung gehalten wird.
Spannend ist nun die Frage, ob andere, bislang kulantere Unternehmen oder Firmen, die bislang noch gar keine Anforderungen aufgestellt haben, dementsprechend nachziehen werden